75 Jahre Modellfliegen in Wels

Technik, Physik und Natur vereint: Modellfliegen
Ein wunderschöner Sport stellt sich vor.

Als Gründungssektion der damaligen Weißen Möve Wels
ist es uns eine große Freude dieses Jubiläum zu feiern.

Am 29. April 1949 wird im Gasthof „Roter Krebs“ der Welser Segelflug-Modellbauklub „Weiße Möve“ aus der Taufe gehoben.
Der Club zählt zu Jahresende bereits 62 Mitglieder.

Seit dem großen Umbau unseres Modellflugplatzes im Jahre 2018 genießen wir unseren traumhaften Modellflugplatz und das Fliegen mit unseren teilweisen immer komplexer werdenden Flugzeugen. Unser elektronisches Flugbuch zeigt für 2024 eine Flugfrequenz von 5300 Flugbewegungen – das ist eine Steigerung von fast 20% gegenüber dem Vorjahr – ein gutes Zeichen dafür, dass sich unsere Mitglieder am Modellflugplatz wohlfühlen und Spass und Freude am Modellflugsport haben

Deutlich merkt man auch den technischen Fortschritt, der unaufhaltsam vorwärts geht. Es war z.B. vor ein paar Jahren undenkbar, einen künstlichen Horizont mit Flugwegangabe auf unserer Fernsteuerung in Echtzeit angezeigt zu bekommen oder mittels Telemetrie alle relevanten Parameter des Antriebes, des Flugzeuges und der Umgebung abrufen zu können…

Eines hat sich (zum Glück) aber noch nicht geändert – es ist noch immer der Pilot, der das Flugzeug steuert und für den Flugweg verantwortlich ist, auch wenn die Fernsteuerungen mittlerweile darauf hinweisen können, dass man nun bald in eine verbotene Flugzone einfliegt.

Die Bandbreite der am Markt verfügbaren Modellflugzeuge ist schier unendlich und wird jedes Jahr größer – so bleibt es für uns am Saisonanfang immer spannend, welche neuen Flugzeuge ab sofort ihre Kreise über unserem Modellflugplatz ziehen werden.

In der letzten Zeit gibt es wieder viele neue, interessante Modelle zu sehen:

Boeing 737 MAX
mit 1,7m Spannweite

Dornier Do 335 mit
Doppelpropeller-Antrieb

Predator-Jet mit 2,2m Spannweite und
Strahlturbine mit 250N Schub sowie Schubvektor-Steuerung

Schempp-Hirth Arcus mit 5,8m Spannweite –
vollständig aus Kohlefaser-Werkstoffen gebaut

Pilatus PC-21 im Maßstab 1:3,3
mit 12kW TurboProp-Antrieb

BAE Systems HAWK
mit 120mm Impeller

Eine eigenwillige Antriebskombination bietet die Rockwell OV-10 – 2 Propeller und eine Strahlturbine sorgen für den nötigen Vortrieb, ein weiterer besonderer Leckerbissen ist die Lockheed Super Constellation im Maßstab 1:10 mit 4m Spannweite und 3,6m Rumpflänge. Die 4 Viertakt-Motoren verleihen dem 25kg schweren Flugzeug täuschend echte Flugeigenschaften.

Aber auch im Hubschrauber-Segment sorgt unser Profipilot Romeo immer wieder für neue Einblicke – etwa mit seiner Bell 222, seinen voll kunstflugfähigen Hubschraubern, oder seiner EC-135 mit echtem Fenestron-Antrieb, der eine technische Meisterleistung im Modellbau darstellt.

Auch in der Batterie-Technik gibt es laufend neue Entwicklungen – wir bekommen immer mehr Leistung in kleineren Akkus – die Automobilindustrie lässt grüssen. Die frühere NiCd-Technologie ist mit der heutigen LiIon-basierenden in keinster Weise mehr vergleichbar – diese ermöglicht Antriebe, die wir uns vor wenigen Jahren nicht einmal träumen ließen.

So vielfältig wie unsere Modelle ist auch ein Modellflugjahr –
es bietet das ganze Jahr viel Abwechslung:

In den Wintermonaten gibt es für uns Modellflieger eigentlich nur wenig anderes zu tun als unsere Flugzeuge zu warten oder neue Flugzeuge zu bauen.

Im vergangenen Winter wurde die Warbird-Produktion in unseren beiden vollausgestatteten Werkstätten am Flugplatz Wels angeworfen – CNC-Fräse, 3D-Drucker, Folienplotter und Lackierkabine wurden sehr intensiv genutzt.

Mittlerweile bauen wir ganze Flugzeuge von Grund auf selbst – alle Rumpf- und Flügelteile stellen wir in Sandwichbauweise her.
Zahlreiche Teile werden zuerst mittels CAD konstruiert und dann angefertigt.

Das Ergebnis waren unter anderem eine Spitfire-Staffel und die dazugehörigen gegnerischen Mitsubishi Zeros – die teilweise eingebauten Sternmotoren lassen das Techniker-Herz noch höherschlagen…

Es ist eine Augen- und Ohrenweide, alle unsere verschiedenen Warbirds in der Luft bei ihren Luftkämpfen zuzuschauen.

Allerdings ist unser Drang zum Fliegen während des Winters meist nicht komplett stillbar – daher nutzen wir seit mehr als 15 Jahren die Möglichkeit zum Hallenfliegen in einer der vielen Turnhallen in Wels. Es ist regelmäßiger Bestandteil unserer Wintersaison.

Die Flugzeuge sind nicht mit unseren normalen Flugmodellen vergleichbar – rein aus Gründen des eingeschränkten Flugraumes sind sie sehr leicht gebaut, sehr einfach zu reparieren und sehr wendig. Die Investition hält sich auch in Grenzen – für ein Top-Hallenflugmodell muss man mit etwa EUR 150,- rechnen.

Es ist für viele Piloten eine riesige Umstellung, statt in einem 500m breiten und 150m hohen Fluggebiet auf einmal in einer Halle mit 45m Breite und 7m Höhe zu fliegen – aber es ist ein gutes Training.

Ich möchte mich für die unkomplizierte Möglichkeit der Nutzung herzlichst beim Magistrat Wels und
der Abteilung Schule, Sport und Zukunft herzlichst bedanken.

Ein weiteres Highlight unseres Modellflugjahres sind unsere Hangflugwochenenden, bei denen auch unsere Familien mit von der Partie sind.

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, aber auch eine interessante Herausforderung, in über 2000m Seehöhe unsere Segelflugzeuge im alpinen Luftraum durch die Lüfte zu jagen.

Unser Kollege und Alt-Obmann Hannes Dorant hat seine Eindrücke vom heurigen Ausflug nach Großarl zusammengefasst – dafür ein großes Danke, Hannes

„Alljährlich treffen wir uns Mitte August mit einigen Modellflugfreunden aus Oberösterreich und Kärnten zum gemeinsamen Fliegen im Herzen der Alpen. Umgeben von den beeindruckenden Gipfeln der Salzburger Berge, liegt der malerische Ort Großarl – ein wahres Paradies für Hangflug-Enthusiasten. Die Kombination aus fünf unterschiedlichen Startmöglichkeiten und atemberaubender Natur macht diesen Ort zu einem idealen Ziel für einen Ausflug zum Hangfliegen. Besonders beliebt sind dabei das Naturplatzl und die Hoamalm, die perfekten Bedingungen bieten für unser außergewöhnliches Hobby.

Das Hangfliegen in Großarl ist eine einzigartige Möglichkeit, unser Hobby in den Weiten der Berge aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben. Besonders am Naturplatzl, einem hochgelegenen Plateau bietet die Startstelle auf ca. 1900m und die steilen Gipfel nicht nur eine wunderschöne Kulisse, sondern auch ideale Bedingungen, die es ermöglichen, oft über eine Stunde, zum Teil mit vielen Kunstflugeinlagen zu fliegen. Die normalerweise ausgesprochen gute Thermik ermöglichen es uns die auf 300m über der Startstelle zugelassene Höhe auszureizen und somit das Fliegen in dieser außergewöhnlichen Umgebung zu genießen.

Ein weiteres Highlight des Hangfliegens in Großarl ist die Hoamalm. Hier kann man sich in aller Ruhe gemeinsam mit den Modellflugkollegen dem Fliegen am Hang widmen. Der Zugang zur Startstelle über einen den Forstweg ist in 15min gut zu bewältigen, auch wenn man dabei seine Modelle rauftragen muss. Die Hoamalm bietet aufgrund ihrer Lage als N/W Hang ausgezeichnete Bedingungen da sich nachmittags fast regelmäßig eine Luftströmung Taleinwärts ins Großarltal entwickelt.

Untergebracht sind wir immer im gemütlichen Hotel Gratz, bei Josef und Maria, das Zentral in Großarl liegt. Das Hotel ist der perfekte Ausgangspunkt für das Hangfliegen und bietet die Möglichkeit mit Almtaxi und Anhänger auch die größeren Modelle zu den Startstellen zubringen. Mit einer freundlichen Atmosphäre, seiner Lage und seinem hervorragenden Service ist es für uns der ideale Ort, um nach dem Abendessen im Steakhouse Großarl die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen.

Das Hangfliegen in Großarl ist nicht nur das Erlebnis, das die Schönheit der Natur und die Faszination des Fliegens miteinander verbindet, es ist auch das zusammenkommen mit Freunden in dieser idyllischen Region. Daher ist schon für das nächste Jahr bei Josef und Maria im Hotel Gratz reserviert.“

Für 2025 haben wir bereits fix 3 Hangflugwochenenden eingeplant…

Über das Jahr verteilt finden unsere mittlerweile legendären Veranstaltungen statt – das Silvesterfliegen mit heissen Getränken und Würsteln, das Anfliegen zum Saisonstart, der Ziellandewettbewerb, unser Sommerfest, und das Abfliegen zum Saisonende.

Wir können sehr stolz auf die vielen Freundschaften und die Kameradschaft in unserer Sektion sein wie auch auf unsere erfolgreiche Jugendarbeit, die mehrfach gefördert und auch ausgezeichnet wurde:

Wir stellen Anfängern jeden Alters Fernsteuerungen und Flugzeuge unentgeltlich und ohne Risiko zur Verfügung, damit diese gemeinsam mit einem erfahrenen Piloten erste Flugerfahrungen sammeln können – das hat sich sehr bewährt und wir freuen uns laufend über neue Mitglieder, die an unserem wunderschönen Sport Gefallen finden.

Aber auch unsere älteren Mitglieder haben eine für sich gefunden – den Pippifuzz-Wettbewerb.
Unser Pippifuzz-Chef Franz Schuster fasst die wichtigsten Informationen zusammen:

Wir sind 14 flugnärrische Modellpiloten aus dem Verein der Weissen Möwe Wels.      
Wir fliegen ab März bis Ende Oktober alle 2 Wochen an einem Montag einen internen Wettbewerb ähnlich den Regeln des F3L-Bewerbes. Das heißt nach dem Start an einem Gummiseil, wobei Höhen von 8o bis 110 Meter erreicht werden, muss man noch 5 Minuten Segeln und am Platz landen. Außenlandungen zählen dabei nicht zum Ergebnis. Wer es noch nie probiert hat, kann sich nicht vorstellen, wie lange 5 Minuten werden können.

Gegründet wurde diese Gruppe vor 23 Jahren von Hrn. Wolfgang Müllner, Hrn. Karl Haslinger und Hrn. Meinrad Stockhammer, und hat sich bis heute bewährt. Von 15 Bewerben kommen 10 in die Wertung und ergeben maximal einen sogenannten „Hunderter“ – dieser wurde in all den Jahre erst 3mal erreicht, von unserem Top Piloten, Hr. Harald Helm, der auch bei nationalen und internationalen Bewerben Top Plätze erreicht hat.

Für die Plätze 1-3 stehen gespendete Pokale zur Verfügung, und für die Tombola bei der Siegerehrung gibt es einige Preise unserer Sponsoren der Firmen, Modellbau Reisl und Modellbau Zeller.

Ich wünsche mir, dass sich diese Gruppe noch lange hält und hoffe auf einige Neuzugänge aus dem Verein der WMW.

Zusammenfassend möchte ich noch ein paar Gedanken zur Zukunft des Modellflugsportes anbringen:

Die letzten Jahre waren von deutlichen Umbrüchen geprägt – die rechtlichen Auflagen werden von Jahr zu Jahr komplexer, die Einschränkungen größer, die fliegerischen Freiheiten immer weniger – aber wir lassen uns unseren wunderschönen Sport nicht madig machen, wie es so schön heißt…

Als Verantwortliche der Sektion versuchen wir alles, um die Auswirkungen auf unsere Mitglieder zu minimieren bzw. so weit als möglich zu erleichtern – wir stehen auch permanent im Austausch mit dem AeroClub und der AustroControl.
Die gesetzlich verpflichtende Aufzeichnung jeder Flugbewegung wird nicht wie bei fast allen Vereinen mittels händisch zu führenden Flugbuches mühsam erledigt, sondern durch einfaches Hinhalten des Mitgliedsausweises an einen Kartenleser vor dem Start. Dadurch ermöglichen wir eine sehr einfache, aber revisionssichere Protokollierung für die Aufsichtsbehörde.

Zum Glück gibt es jedes Jahr genug Modellflug-Begeisterte allen Alters, die für stetigen Zulauf zu unserer Sektion sorgen, wir sind keine Abgangs-Sektion – im Gegenteil.

Die Jugendlichen entdecken unseren Sport und sind am Einklang von Technik, Physik und Natur sehr interessiert – wir bemühen uns sehr, allen Altersgruppen alle drei Grundpfeiler nahezubringen. Modellfliegen macht nur dann Freude, wenn man alle drei Gebiete beachtet und auch versteht.

Ich möchte mich zum Abschluss bei allen herzlichst bedanken, die dazu beitragen, unsere Sektion in diesem großartigen Zustand zu erhalten.
Ohne Eure unermüdliche Arbeit, ohne die vielen großartigen Freundschaften und vor allem ohne unsere Kameradschaft wäre dies nicht möglich.

Weiters möchten wir uns als Sektion bei der Firma AA Model Parts aus Eferding und der Firma Reisl Modellbau aus Grieskirchen für das Sponsoring bedanken.

Ich freue mich auf viele weitere Jahre gemeinsam mit Euch auf unserem wunderschönen Modellflugplatz.

Gerhard Krenn
Sektionsleiter Modellflug
Weisse Möwe Wels

© aller Fotos: Romeo Eder Fotografie

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